Es ist eine der am kontroversesten diskutierten Ankündigungen der letzten Zeit: der Plan, ältere Fahrzeuge künftig jährlich zur Hauptuntersuchung zu schicken. Doch kommt das wirklich? Und – wenn ja – was sind die Gründe dafür? Wir haben uns etwas genauer mit diesem Plan beschäftigt.
Worum geht es genau?
Derzeit wird in Deutschland über eine Änderung der Prüffristen für ältere Fahrzeuge diskutiert. Nach aktuellen Plänen des Bundesverkehrsministeriums sollen Autos ab einem Alter von voraussichtlich 10 Jahren künftig jährlich zur Hauptuntersuchung (HU). Ziel dieser Maßnahme ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und insbesondere technische Mängel bei älteren Fahrzeugen frühzeitiger zu erkennen.
Aktueller Stand: Derzeit müssen Fahrzeuge alle zwei Jahre zur HU, nachdem sie das dritte Jahr nach Erstzulassung erreicht haben. Mit zunehmendem Fahrzeugalter steigt jedoch statistisch das Risiko für sicherheitsrelevante Defekte, daher ist eine häufigere Prüfung aus Sicht des Gesetzgebers notwendig. Betroffen wären von der neuen Regelung vor allem Oldtimer sowie ältere Alltagsfahrzeuge, die nicht als historische Fahrzeuge mit H-Kennzeichen zugelassen sind (für Letztgenannte sollen Ausnahmeregelungen gelten).
Die geplante Neuregelung stößt bislang auf äußerst gemischte Reaktionen: Sicherheits- und Umweltverbände sind mehrheitlich für die Regeländerung, Automobilclubs und Besitzer klassischer Fahrzeuge sind strikt dagegen. Sie kritisieren hauptsächlich den zusätzlichen Aufwand und die höheren Kosten. Letztere würden sich auf ca. 160,- Euro jährlich belaufen – so viel kostet eine HU mit zwingend gekoppelter Abgasuntersuchung (AU) inzwischen.
Ist die Umsetzung schon sicher?
Kurz: Ob die neue Regelung wirklich kommt, ist noch nicht sicher. Ein konkreter Gesetzesentwurf steht noch aus, jedoch könnte die jährliche HU-Pflicht bei entsprechender politischer Zustimmung bereits in den nächsten 1-3 Jahren eingeführt werden. In diesem Fall werden die Hebebühnen für Autos bei den Prüforganisationen ganz sicher deutlich stärker ausgelastet sein, als es bisher der Fall ist.
Wozu dient die HU überhaupt?
Bei der Hauptuntersuchung – kurz: HU – werden alle sicherheitsrelevante Bauteile eines Fahrzeugs geprüft. Sie wird unter staatlicher Kontrolle von amtlich anerkannten Prüforganisationen durchgeführt, z. B. von TÜV, Dekra, GTÜ, KÜS usw. Ziel ist es, dass sämtliche am Straßenverkehr teilnehmenden Fahrzeuge jederzeit den geltenden technischen Sicherheitsstandards in Deutschland entsprechen.
Wann muss ich zur Hauptuntersuchung?
Der jeweils nächste Termin zur Hauptuntersuchung findet sich auf der HU-Plakette am hinteren Kennzeichen des Fahrzeugs. Im runden Feld in der Mitte der Plakette steht immer das Jahr, der Fälligkeitsmonat steht immer oben (auf „12 Uhr“) zwischen zwei schwarzen Markierungen. Dabei gilt: In diesem Monat hat man Zeit, den Termin für die Hauptuntersuchung zu vereinbaren. Aber Vorsicht: Die Plakette wird zum Ende des Monats ungültig – das heißt, zum Ende des Monats muss die Hauptuntersuchung abgeschlossen sein, ansonsten befindet man sich im Verzug.
Die Farbe der Plakette gibt zusätzlich Aufschluss über das Jahr, in dem die nächste HU durchzuführen ist. Die Reihenfolge wiederholt sich alle sechs Jahre nach folgendem Schema: Rosa – Grün – Orange – Blau – Gelb – Braun.
Ausnahmen:
- Die Hauptuntersuchung wurde nicht bestanden: Die alte HU-Plakette behält dann zunächst ihre Gültigkeit und verlängert sich maximal um einen Monat, bis das Fahrzeug zur Nachuntersuchung vorgestellt wird.
- Fahrzeugstilllegung: Wurde ein Fahrzeug abgemeldet, entfällt die Hauptuntersuchung in dieser Zeit. Wird das Fahrzeug erneut wieder angemeldet, ist die Hauptuntersuchung dafür sofort fällig.
- Saisonkennzeichen: Eine jährliche Pause muss nicht unterbrochen werden. Erst wenn das Saisonkennzeichen wieder die Teilnahme am Straßenverkehr erlaubt, muss die Hauptuntersuchung nachgeholt werden.
Abschließender Tipp: Einige Dinge wie Reifen, Licht und offensichtliche Schäden an der Karosserie kann man leicht selbst vor der anstehenden HU prüfen – das spart u. U. Ärger und unnötige Kosten. Wer sein Fahrzeug vor dem TÜV-Termin umfassender prüfen lassen möchte, der sollte es zur Voruntersuchung in eine Werkstatt bringen. Hier kann der Fachmann auch entscheiden, ob Teile ausgetauscht werden sollten bzw. müssen oder nicht. Besteht Handlungsbedarf, kann bei vielen Werkstätten die Reparatur direkt mit der anschließenden Hauptuntersuchung gekoppelt werden – eine runde Sache!